Franziska Hedtke

 

Als Jugendliche in der Oberstufe hielt ich mich für einigermaßen klug, nur an Zensuren merkte man das nicht immer. Ich wollte etwas besonderes machen, aber was?
Agraringenieur. Das wäre spannend, nicht Mädchen typisch und ich könnte in Entwicklungsländern arbeiten.

Die Vorstellung war dann wohl doch zu aufregend und ich wählte nach einigen Umwegen einen Beruf, den fast alle in meiner Verwandtschaft ausübten: Lehrerin. Nach dem Studium in Hannover mit zwei Auslandsaufenthalten zog ich zum Referendariat nach Bremen. Danach (1985) war ich wie die meisten Lehramtskandidaten damals arbeitslos.

Im Vergleich zu heute ging es Arbeitslosen "gut", was die Behandlung durch das Arbeitsamt betrifft. Außerdem war das gesellschaftliche Klima eher von einer Empörung über die Zustände als von Ablehnung gegenüber den Arbeitslosen selbst geprägt. Ich hatte verschiedene kleine Jobs, eine ABM in der Erwachsenenbildung, eine Fortbildung durch das Arbeitsamt und schließlich einen "richtigen" Job,

Seit 1993 bin ich Berufsschullehrerin in Hannover. Der Abschied von Bremen fiel zunächst schwer, aber inzwischen fühle ich mich hier längst zu Hause. Die Arbeit an einer Berufsschule ist sicherlich auch interessanter und vielfältiger als am Gymnasium. Ich halte mich durchaus für beruflich engagiert, allerdings bin ich nicht ehrgeizig.

Der frühe Tod meines Bruders Martin (1975) - er hatte einen Motorrad-Unfall - war ein schwere Schlag für unsere ganze Familie.

Meine Beziehungen zu Männern dauerten nie lange und waren häufig oberflächlich. Ich war sehr lange single und dieses Lebensgefühl gefiel mir meistens gut. Eine eigenen Familie und Kinder habe ich nie vermisst. Seit drei Jahren bin ich mit einem sehr netten, verständnisvollen Mann zusammen. Das ist für mich schon ziemlich lange und trotz gewisser eingefleischter Singe-Allüren hoffe ich doch, dass es mit uns beiden weiter geht.

Ich bin mit meinem Leben zufrieden und ich bin dankbar, dass meine Eltern noch leben, dass ich mich mit meinen Geschwistern gut verstehe und dass es die Beziehung und gute Freunde gibt.

Juni 2003

 

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