Als Jugendliche in der Oberstufe hielt ich mich für einigermaßen
klug, nur an Zensuren merkte man das nicht immer. Ich wollte etwas
besonderes machen, aber was?
Agraringenieur. Das wäre spannend, nicht Mädchen typisch
und ich könnte in Entwicklungsländern arbeiten.
Die Vorstellung war dann wohl doch zu aufregend und ich wählte
nach einigen Umwegen einen Beruf, den fast alle in meiner Verwandtschaft
ausübten: Lehrerin. Nach dem Studium in Hannover mit zwei Auslandsaufenthalten
zog ich zum Referendariat nach Bremen. Danach (1985) war ich wie
die meisten Lehramtskandidaten damals arbeitslos.
Im Vergleich zu heute ging es Arbeitslosen "gut", was
die Behandlung durch das Arbeitsamt betrifft. Außerdem war
das gesellschaftliche Klima eher von einer Empörung über
die Zustände als von Ablehnung gegenüber den Arbeitslosen
selbst geprägt. Ich hatte verschiedene kleine Jobs, eine ABM
in der Erwachsenenbildung, eine Fortbildung durch das Arbeitsamt
und schließlich einen "richtigen" Job,
Seit 1993 bin ich Berufsschullehrerin in Hannover. Der Abschied
von Bremen fiel zunächst schwer, aber inzwischen fühle
ich mich hier längst zu Hause. Die Arbeit an einer Berufsschule
ist sicherlich auch interessanter und vielfältiger als am Gymnasium.
Ich halte mich durchaus für beruflich engagiert, allerdings
bin ich nicht ehrgeizig.
Der frühe Tod meines Bruders Martin (1975) - er hatte einen
Motorrad-Unfall - war ein schwere Schlag für unsere ganze Familie.
Meine Beziehungen zu Männern dauerten nie lange und waren
häufig oberflächlich. Ich war sehr lange single und dieses
Lebensgefühl gefiel mir meistens gut. Eine eigenen Familie
und Kinder habe ich nie vermisst. Seit drei Jahren bin ich mit einem
sehr netten, verständnisvollen Mann zusammen. Das ist für
mich schon ziemlich lange und trotz gewisser eingefleischter Singe-Allüren
hoffe ich doch, dass es mit uns beiden weiter geht.
Ich bin mit meinem Leben zufrieden und ich bin dankbar, dass meine
Eltern noch leben, dass ich mich mit meinen Geschwistern gut verstehe
und dass es die Beziehung und gute Freunde gibt.
Juni 2003
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